14.11. – 18.11.22 Woche 03

Robyn’s Geburtstagswoche mit kleinen Ferien.

Einfach machen.

Es darf mir gut gehen. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn ich dafür sorge, dass ich mir das Leben schön und leicht, statt destruktiv und schwer mache. Mir zu erlauben, mir was zu gönnen, ohne schlechtes Gewissen und ohne, dass es Schokolade ist, dieses (Achtung (!) tolles Wort, da es mir die Welt eröffnet, in der es keine Fehler gibt:) Übungsfeld baue ich seit meinem Aufenthalt in einer genesungs- und prozessorientierten Einrichtung aktiv in mein Leben ein. 

Man könnte meinen, das ist die leichteste Übung der Welt „gönnen können“. Finde ich aber gar nicht mal so sehr. Da gehört oft auch ganz viel Mut dazu, sich selbst und anderen zu sagen was man braucht und was gut für einen ist, ohne sich selbst dann wieder als egoistischen Menschenfeind oder als Umweltsau zu verurteilen. 

Ich habe ganz lange geglaubt, dass es sich nicht lohnt Dinge nur für mich zu machen und jetzt wo ich merke, wie gut das tun kann, bin ich überrascht wie einfach es eigentlich ist. Manchmal komm ich einfach nicht direkt drauf, nach dem Motto „Wieso einfach, wenn ich es auch kompliziert haben kann?“. Ich finde auch wirklich es ist nicht einfach zu wissen was ich will, das tut mir oft auch leid für mein Umfeld, denn es macht es nicht immer einfach meine Meinungs- und Stimmungsschwankungen zu verstehen. Mir wurde mal gesagt, dass ich nie zufrieden sei. Und ich glaube das war ein richtiger Volltreffer. Weil da wusste ich, mangels authentischer Vorbilder, noch gar nicht wie Zufriedenheit überhaupt aussieht. 

unser erster gemeinsamer Fast-Nervenzusammenbruch. Apfelstrudelteig.

Naja, jedenfalls ist Robyn’s Geburtstagswoche und wir gönnen uns richtig. Nach zwei Tagen mit drei mal täglich Kuchen, lassen wir Ben, mit den fortwährend fortlaufenden Tieren, die Hühner allein ins Bett bringen. Diese eine Sache, die Hühner ins Bett zu bringen, macht mich so unglaublich glücklich und zufrieden! Weil die hässlicheren kleinen Hühner noch nicht wissen, wie sie sich in der Welt der schönen Hühner auf die Stange setzen sollen, sammeln wir sie abends alle einzeln ein und setzen sie zum Schlafen auf die Stange. Und wenn ich so ein warmes, weiches, flauschiges Huhn im Arm halte, das nicht zappelt oder auf mich einpickt, dann ist das richtig richtig viel Glückshormon. Wahrscheinlich Oxytocin, würde ich als Laie (wie schreibt man bitte Laiin oder Laiein?) vermuten. Diese Woche hat Ben auch schon ein Huhn notoperiert, ein Ei ist im Huhn zerbrochen und festgesteckt und wir denken, das arme Huhn hat ziemlich gelitten. Bevor ich dieses Erlebnis hier hatte wusste ich nicht einmal, dass die Wahrscheinlichkeit eines solchen Vorfalls überhaupt besteht. 

Weit weg vom Tierstress und der Ortsabhängigkeit durch Verantwortung, haben wir uns ein wunderschönes Airbnb gebucht. Der Plan war, dass Robyn zu ihren Flugstunden geht (damit sie bald die Lizenz hat auch mich mitzunehmen), aber das Wetter lässt sie auf dem Rollfeld im Regen stehen. Wir sind trotzdem zufrieden und genießen, dass wir in einer Minute am Strand sein können. Da ich meine Neuseelandtour laut landläufiger Meinung mit dem hässlichsten Abschnitt begonnen habe (Northland/Dargaville) werde ich ab sofort aus dem Staunen und Verzaubertsein wohl nicht mehr herauskommen.  Schon schön. Und wie sehr ich fließend warmes Wasser, eine Klospülung und einen Backofen wertschätzen kann. Und eine Spülmaschine. Meine Begeisterung könnte nicht überschwänglicher sein. Dabei hat unser Aufenthalt in Auckland gerade erst begonnen. Und es ist beschissenes Wetter. Aber das macht nichts, denn ich muss nicht durch den Regen laufen um aufs Klo zu gehen. Das Bad ist direkt nebenan. Ich meine es gibt ein Bad! Wow wow wow! Ich übertreibe gerade wirklich nicht und ich habe auch keine 30 Tage Challenge zu Dankbarkeit und Achtsamkeit am Laufen. Ich bin einfach zufrieden. 

Obwohl, heute hatte ich einen Moment in dem ich mit mir höchst unzufrieden war. Ich war zum ersten Mal seit ich hier bin im Meer und musste feststellen, dass meine Kühnheit komplett abhanden gekommen ist. Vielleicht bin ich wirklich ein bisschen verweichlicht, durch dieses „Lass-es-dir-nur-noch-gut-gehen-Übungsfeld“ und sollte mich wieder mehr der harten Wirklichkeit und dem kalten Wasser stellen. Wieder mehr Druck und Herausforderung suchen, 30-Tage-Challenges. Damit ich was erzählen kann. Aber es ist ganz schön entspannend, das nicht zu brauchen, mir nichts beweisen zu müssen, wie zum Beispiel jeden Tag frühmorgens in den See zu steigen, die Kälte des Wassers zu brauchen, damit ich spüre, dass ich am Leben bin. Vielleicht geht es mir wirklich zu gut, denn ich brauche dieses Gefühl mich durch Herausforderungen und Kämpfe spüren zu müssen momentan wirklich nicht. Danke Pharmaindustrie! Nein, das ist ein Scherz, danke Freunde, danke innerer Kampfesgeist und Durchhaltevermögen. 

Was sonst noch geschah: 

  • Viel Lamm, viel Kuchen.
  • Wir haben einen Wasserfall besucht. 
  • wir haben unser Aufzuchtstation für kleine Pflänzlein fertiggestellt. 
  • Die Kühe haben die wochenlange Arbeit der Brokkoliaufzucht zerstört. Ausgebrochen und aufgefressen. 
  • Ich habe einige sehr nette Nachbarn kennengelernt.
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