04.12.-10.12.2022 Woche 06

So die Probefahrt ist um. Aber schlafen darf ich weiterhin im roten Hahn. Die Schaumstoffzuschnitte aus dem Baumarkt sind nichts für meinen sensiblen Rücken, aber ich habe noch die Hoffnung, dass er sich daran gewöhnt. Und obwohl ich jetzt jeden Tag wo anders geschlafen habe und jeden Tag durch die Gegend gefahren bin, fühlt es sich lange nicht so anstrengend und ermüdend an, wie mit dem Zug durch Italien. Ich denke es ist das wunderbare Gefühl der Sicherheit, weil ich die ganze Zeit in meinem Zuhause unterwegs bin. Egal was sein wird, ich habe immer einen Platz zum Schlafen und eine Möglichkeit voran zu kommen. Diese Sicherheit hatte ich in Italien nicht und auch die Rückzugsmöglichkeit, mein eigenes Reich zu haben, das hat mir dort gefehlt und tut mir jetzt so gut. Denn selbst wenn links und rechts von mir, im Abstand von 50 Zentimetern andere Menschen in ihren Autos sitzen, schlafen, essen, Sex haben, ich habe die Möglichkeit meine Vorhänge zu zuziehen und aus der Heckklappe auf Meer zu schauen. Ich stelle mir den Querschnitt (architektonisch) durch diese parkenden Wagen vor, lustig. 



Die erste Woche auf der Straße verging wie im Flug. Ich war auch wirklich jeden Tag woanders und Mitte der Woche hat mich das Wetter etwas im Stich gelassen. Aber immerhin, diese Woche war mein erster offizieller neuseeländischer Sommertag, mit Sonnenschein von morgens bis abends, kurzen Hosen und T-shirt. Und Gott sei Dank, ohne Sonnenbrand.


An und für sich funktioniert alles prima. Also zuerst einmal habe ich vermeintlich die Kochersituation verbessert, allerdings ist bisher noch nicht das passende Kabel für den Anschluss an die Gasflasche mit geliefert, darum kümmere ich mich.  Ich kann super im Mobil kochen, was wirklich notwendig ist, wenn es den ganzen Tag regnet. Zu zweit wäre es dann schon eine choreografische Herausforderung, ein bisschen wie Tetris. Ich kann das Bett zur Bank umfunktionieren und hinten sitzend die Aussicht geniessen oder vorne in der Küche kochen. Wasserkanister hab ich dabei und finde eigentlich immer eine Station, an der ich nachfüllen kann. Außerdem hat jeder Ort eine öffentliche Toilette, die den Schweizer Verhältnissen sehr nahe kommen. Ich würde fast sagen, es sind Schweizer Verhältnisse, was die Sauberkeit und Verfügbarkeit angeht. 

Was etwas knapp ist, ist die Power. Also die Auto-Batterie hat mich an unserem ersten alleinigen gemeinsamen Tag im Stich gelassen, sobald es möglich war hab ich sie dann ausgetauscht. Allerdings ist es nicht möglich Handy oder sonstige elektronischen Geräte über die Autobatterie zu laden. Da muss ich mir noch was einfallen lassen, denn auch die öffentlichen WCs haben natürlich keine Ladestation für die Invasion der Vanreisenden. Von denen gibt es hier, trotz Nebensaison und nur Nordinsel schon ziemlich viele. Viele Paare oder U25, in geliehenen deluxe großen Vans. Da falle ich mit dem kleinen roten Bongo schon mächtig aus der Schublade. 


Tja, bisher hatte ich keinen nennenswerten zwischenmenschlichen Kontakt, bis auf die freundlichen Helferlein zum Auto starten und die Ladies an der Supermarktkasse. Aber das gute ist, noch nerv ich mich noch nicht so sehr mit meinen Themen, dass ich einen anderen Gesprächspartner brauche und ich habe Zeit. Irgendwie nicht mehr so viel wie es vor einem Monat noch war, aber es sollte reichen. Ich spüre durchaus schon wieder die innere Unruhe, den Drang und die Angst was zu verpassen. Aber ich wander das weg. Oder wie heute löse ich die Nervosität mit Cidre. Nicht vorbildlich, ich weiß. 


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