10.01.2023 – 15.01. 2023 Woche 11 

Blenheim – Westport – Lake Matheson 

Ich habe auf jeden Fall das Gefühl, dass ich da angekommen bin, wo ich hingehöre. Die Sandfliegen und ich. Der Schwarm greift an, sobald ich mal länger als 3 Minuten an einem Ort verweile. Die Strecke von Blenheim Richtung Westport führt durch ein weites Tal, rechts und links Hügel. Schroffere Hügel, karger, fast schon Berge. Vielleicht sind es Berge. Und im Osten reihenweise Weinreben, kilometerlang.  Hier am Lake Rotora sind es definitiv nur noch Berge. Das Gras ist hier nicht mehr so grasgrün, eher strohgelb bis heugrün und die Wälder wie bei Sagaland. Akkorat gepflanzte Nadelbäume, aber auch „echter“ Wald, so wie hier direkt am See. Über meinem Kopf summt es, eine Wespenplage. Und in anderen Wäldern, Palmen und ein ohrenbetäubendes Grillengezirpe. 


Ich habe dann auch wirklich einen Goldschatz gefunden, an der Westküste der Südinsel Neuseelands, die auch bekannt ist dafür. Natürlich nur, weil ich aufgehört habe danach zu suchen. Und Zack, Sonnenschein und Jeremy an einem Tag. Morgen früh sind wir um 5.45 zum Sonnenaufgang auf seinem Autodach verabredet, die Kulisse ist der Fox Gletscher und die dahinter auftauchende Sonne. So zumindest die Vorstellung. Es könnte nämlich regnen. (Tatsächlich haben die Wolken die Sicht verdeckt und wir sind wieder jeweils in unsere Camper vor den Sandfliegen geflüchtet).

Die letzten Tage waren teilweise wieder sehr verregnet und irgendwie ist mit Begleitung das Leid nur das halbe, da ja geteilt. Rechnen kann ich. Auch über die Sandflies lässt es sich zu zweit einfach besser klagen. Aber was will man erwarten von einem Ort, der für 200 Regentage im Jahr bekannt ist, also es regnet hier einfach jeden zweiten Tag, das hat nichts mit Pech zu tun. Soweit habe ich die vollen Vorzüge von Jeremys Van ausgenutzt. Kennengelernt haben wir uns, weil er mich zu sich zum duschen eingeladen hat (Ich habe mühevoll versucht den Solarduschbeutel mit einem Rinnsal Wasser zu füllen) und dann haben wir Apple-Rhababer-Crumble und Karottenkuchen gebacken und ich habe jeden Morgen Joghurt, der noch nicht vergoren ist, weil ich seinen Kühlschrank benutzen kann. Soweit bis heute seit Westport alles sehr sehr gut. Und ab morgen dann wieder alleine und ohne diese wundervollen Vorzüge, aber dennoch mit den Bergen im Hintergurnd und oft auch der untergehenden Sonne. 


Und ja, auch die Berge könnten sich mir noch etwas mehr zeigen, ich denke ich warte hier noch mindestens bis Montag, da ist gutes Wetter angesagt , um eine klare und keine wolkenverhangene Sicht auf die Bergwelt zu haben. Vielleicht ergibt sich ja auch noch eine kleine Wanderung. Mal sehen. 

Ich habe die letzten Tage so viele Naturwunder hintereinander gesehen, dass in meinem Kopf gar nicht mehr ganz klar zu zu ordnen ist, was wann geschah, aber es war alles toll. Pancake Rocks, Glühwürmchentunnel, Gletscher und dann nur 20km vom tiefsten Winter sitze ich am Strand und kann im T-shirt (und mit viel Antibrumm) dem Sonnenuntergang zuschauen und morgens Delfine sehen. Das ist schon sehr faszinierend und manchmal kann ich gar nicht glauben, dass ich jetzt endlich da bin, wo ich seit so langer Zeit schon hinreisen wollte. Und um das ganze nun auf meine klassische Art zu relativieren, es gibt hier schon tolle Dinge. Ich würde sagen, es ist ganz nett hier, aber die Alpen und Europa können auch was, oder „waren sie schonmal in Baden-Württemberg?“, auch nicht übel. Also ich komme definitiv zurück. 


Bei meiner Brotrecherche bin ich nun tatsächlich auf eine Internetseite gestoßen, deren Betreiber sich intensiv mit der Brotthematik auseinander gesetzt hat. Zumindest konnte ich auf seiner Seite auch herausfinden, dass die „German bakery“, die ich in Wellington extra aufgesucht habe, nicht das ist was sie verspricht. Meiner Meinung nach ist das Brot sogar eher leicht trockenes Toastbrot als alles andere. Aber es ist beruhigend zu wissen, dass es auf meinem Wege über die Südinsel nun doch noch die Möglichkeit gibt das ein oder andere richtige Brot zu finden. Nach diesen ganzen Vesperdesastern. Obwohl ich eine Methode gefunden habe, die für mich ganz gut funktioniert: Ich tränke das Brot in Butter oder Olivenöl und brate es in der Pfanne an. Dadurch ist die Grundlage schon Geschmacksträger genug. Auch wenn der Käse die Grundlage gar nicht so sehr wert ist. Das wäre meiner Meinung nach dann das nächste Recherchethema. Also Gründe genug um zurück nach Europa zu kommen.

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