06.03.2023 Woche 19
Gipfelglück

Am Ende des Tages sitze ich auf der Klappbank im Kofferraum, mit Blick Richtung Mount Arthur, den ich heute erkundet habe und Richtung Sonnenuntergang. Vor mir ein Teller Karotten-Quinoa Bratlinge an gedünstetem Lauch-Tomaten-Gemüse (An dieser Stelle ein Dankeschön an die abwechslungsreiche und gesunde on-board Küche!). Gerade denke ich, „Jetzt fehlt ja nur noch das passende Getränk dazu“, als die zwei australischen Männer auftauchen um Feuerholz zu bringen. Und Bier. Auf der anderen Seite, im Osten geht der Fast-Vollmond auf. Heute Nacht schlafe ich definitiv gut, trotzdem. Auf einer Anhöhe über dem Olivenhain mit Rundumblick Richtung Berge im Westen und Richtung Nelson im Osten. Da wo morgen früh die Sonne aufgeht und der Kreislauf des nächsten perfekten Tages erneut beginnt. Hoffentlich.

Was bis Dahin geschah

Der Weg zum Ziel sollte glücklich machen, hab ich in einem Podcast übers Abnehmen gehört. Und so ist es beim Wandern in den Bergen. Wahrscheinlich macht mich die Bergwelt so zufrieden, weil sie mir das Gefühl von Geborgenheit gibt. Weil sie vertraut ist und andererseits kann mir hier nicht so schnell langweilig werden, weil die Wege immer abwechslungsreich sind und ich nie wissen kann welcher Ausblick mich nach der nächsten Biegung erwartet. Also Gewohnheit mit Abwechslung kombiniert ist perfekt. Nach der Abel-Tasman-Wanderung hatte ich schon Angst mich hat die Gewohnheit gepackt und die Schönheit kann mich nicht mehr beeindrucken, aber nun weiß ich, dass ich einfach nicht so sehr das Gefühl für das Meer, sondern viel mehr für die Berge habe. (Und auch für Bäume) Und vor allem weiß ich, dass es nicht verschwindet. Es tut so gut zu wissen, es gibt einen Ort an dem ich mich immer wohlfühlen kann. Vor allem im Moment, in dem es kein Ort gibt an dem ich zuhause bin. Sehr tröstlich. Die klare Luft, die Ruhe. Das gibt es am Meer nicht. Ich weiß ich wiederhole mich. Das Meer muss immer auftrumpfen mit Getöse. Die Berge sind einfach still und beständig da, ohne sich beweisen zu müssen. 


Das Ernergiefeld ist ganz anders, wenn man es mal esoterisch sagen will. Acht Stunden Berge schrecken mich nicht ab, da kommt erst Energie auf. Bei 8 Stunden Küstenwanderung, da würde ich lieber direkt in der Hängematte liegen bleiben. Den Strand also von der Hängematte aus, um zu entspannen und die Berge um aktiv zu werden und Kraft zu tanken. 


Zugegeben, die Grundvoraussetzung sind nicht ganz fair. Ich habe die Nacht zuvor gut geschlafen, trotz schäbigem Parkplatz. Und mein Gepäck ist sehr leicht. Außerdem ist es viel kühler, was in meinem Komfortzonenbereich liegt. Vielleicht ist es auch einfacher weil man beim Gipfel ja nach der Hälfte der Strecke das Ziel erreicht hat und beschwingt wieder absteigen kann. Man wandert also eine Hälfte voll freudiger Erwartung und die zweite Hälfte beschwingt vom Gipfelglück. Und natürlich verbrennt man mehr Kalorien, und kann somit mehr essen, was für mich wahrscheinlich einer der größten Pluspunkte ist. Leider ehrlich wahre Gedanken. Auch die Gesichter die einem begegnen sind viel strahlender. Vielleicht liegt es daran, dass sie mich spiegeln. Um so besser. 


Die besten Menschen treffe ich zufällig jedenfall immer dann, wenn ich genau das Berggefühl noch in mir trage. Wie eben den australischen Olivenbauern. Und getragen vom Glück dieser wundervollen Begegnung und den daraus resultierenden Vorzügen, ergibt sich sogleich die nächste freundliche Bekanntschaft. Und so ist dann doch irgendwie was an diesem esoterisch-spirituellen Gedanken dran, was man ausstrahlt, das bekommt man auch zurück. Jedenfalls erfahre ich das auf Reisen so. 


Und ich weiß, so sehr ich mich jetzt auch auf zu Hause freue (ich hab jetzt hier sogar gutes Brot und Käse gefunden, könnte also auch bleiben) und es kaum erwarten kann, genauso werde ich nach 3 Wochen in Deutschland wieder irgendwo den Drang verspüren weg zu müssen. Wahrscheinlich ist es das beste, das einfach zu akzeptieren und zu genießen, dass es wieder möglich ist jederzeit los zu können sobald mir danach ist. 


Was wäre Heidi ohne Peter ? Oder die Frage an mich „Genügen mir die Berge um glücklich zu sein?“

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